Der Aal – Fisch des Jahres 2025
„Geboren“ wird der Aal in der Sargassosee vor der südlichen Ostküste der USA. Die Aale laichen dort ab, aus den befruchteten Eiern entwickeln sich die sogenannten Weidenblatt-larven. Die kleinen Aale sehen aus wie ein Weidenblatt, daher der Name. Sie ziehen mit dem Golfstrom Richtung Europa.
Nach 2 bis 3 Jahren kommen sie im Küstenbereich an und wandeln sich in sog. Glasaale. Mit ca. 7 cm Länge sehen sie schon aus wie ein kleiner Aal, allerdings sind sie noch durchsichtig. Sie suchen die Mündungen der Flüsse ins Meer, werden nun Steigaale genannt, denn sie steigen auf zu den Haupt- und Nebenflüssen im Innenland. Dort bleiben sie als Gelbaale 15 bis 20 Jahre und wachsen heran. Mit der Geschlechtsreife beginnen sich die Aale erneut zu verändern. Der Rücken wird dunkel, die Bauchseite silbrig-weiß und die Augen vergrößern sich. Dies ist eine Anpassung an die gefährliche Rückreise von den Flüssen über das Meer, um Fressfeinden besser zu entgehen. In diesem Stadium nennt man die Aale Blankaale. Als Langstreckenwanderer waren sie in ihrem Leben nun zweimal über 4500 km unterwegs. Nach dem Ablaichen sterben die Tiere.
Soweit die Theorie. Faktisch stehen dem Aal, der zu den Gewässern im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim kommen oder von hier zurück in die Sargassosee will, zahlreiche Hindernisse im Weg. Der Rhein ist für den Aal frei durchschwimmbar, im Main beginnen die Probleme. Mit 34 Staustufen im Main zwischen Mainz und Bamberg und weiteren in der Regnitz stehen den Steigaalen unüberwindbare Hindernisse im Weg. Nachdem die Tiere so ihre natürlichen Lebensräume in den Nebengewässern der größeren Flüsse nicht erreichen können, setzen die Fischereivereine vor Ort in ihrem Bereich regelmäßig junge Aale ein. So auch der Fischereiverein Scheinfeld e.V. hier im Landkreis.
In ihrer Zeit in den regionalen Gewässern wandern die Aale auch mehrere Kilometer zwischen den zulaufenden Bächen, je nach Jahreszeit nutzen sie unterschiedliche Gewässerabschnitte. Auch hier ist die Durchgängigkeit wichtig, Wanderhindernisse wie Aufstaue, Abstürze, Verrohrungen, Wehre stellen eine Gefahr für Verletzungen für die Fische dar.
Auf dem Rückweg zur Sargassosee drohen wieder neue Gefahren. Die 37 Wasserkraftwerke zwischen Hausen bei Forchheim bis Offenbach am Main sind nicht ausreichend auf den Schutz von Fischen ausgerichtet. Alle Fische, die in die Turbinen gelangen, werden dort schwer verletzt oder getötet. Für die abziehenden Aale also eine große Gefahr. Etliche Fischer fischen die großen, abwanderbereiten Aale vor den Turbinen ab und bringen sie per Lkw in Fischtransportbehältern zum Rhein, eine Art Aal-Taxi. Bevor der Abfang der Aale sowie der sichere Transport an den Turbinen vorbei erfolgt, wird die Bereitschaft der Aale ihre Laichwanderung hier zu beginnen mit technischer Unterstützung, dem sog. Migromaten, vorhergesagt. Ob sich damit die Zukunft des Aals im Einzugsgebiet des Rheins, hier im Bereich des Mains, der Regnitz und der Aisch dauerhaft sichern lässt, ist ungewiss.
Deshalb hat der europäische Aal auch einen hohen Schutzstatus, er ist besonders geschützt nach dem Bundesnaturschutzgesetz, Deutschland hat eine besonders hohe Verantwortlichkeit für den Erhalt dieser Art. Es gibt für den Aal als einzige Fischart eine eigene EU-Verordnung, um die Art zu schützen und zu erhalten.
Viele Maßnahmen, die den Lebensraum des Aals verbessern, helfen auch anderen Fischen und wassergebundenen Lebewesen. Die Durchgängigkeit der Fließgewässer, sowohl auf- als auch abwärts, wird von der Wasser-Rahmenrichtlinie gefordert. Doch deren Umsetzung ist zögerlich und scheitert oft an wirtschaftlichen Interessen anderer Akteure. So werden die Fischereivereine wieder im Frühjahr junge Aale zum Besatz kaufen und in unseren Fließgewässern einsetzen und hoffen, dass sie zu vitalen Gelbaalen heranwachsen.


