"Aug´ in Aug´ mit der Gelbbauchunke"
Ehrenamtliche Naturschützer leisten wertvolle Arbeit – Mittelkürzung sorgt für Unmut
BAD WINDSHEIM – Die flache Pfütze mitten auf einem Waldweg durch das Gräfholz bei Bad Windsheim macht auf den ersten Blick einen wenig spektakulären Eindruck. Nur wer genauer hinsieht, kann entdecken, warum sich hier dennoch etwas ganz Besonderes verbirgt.


Während der Laie suchend seinen Blick schweifen lässt und allenfalls eine dunkle Brühe vor sich sieht, da haben Siegfried Klafschinski und Manfred Staudinger längst die kurz aufblitzenden Augen der Gelbbauchunke ausgemacht. Die beiden Männer sind ehrenamtlich in Sachen Naturschutz unterwegs und in diesem Fall als Erfasser von Gelbbauchunken-Vorkommen im Naturpark Steigerwald. Während Klafschinski in der Bad Windsheimer Flur unterwegs ist, kümmert sich Staudinger um die Populationen im Ergersheimer Wald, der hier nahtlos an das Gräfholz anschließt.
Das Projekt wurde bereits 2020 ins Leben gerufen und wird federführend durch die Naturparke Steigerwald und Frankenhöhe begleitet. Den Anfang machten Flächen in der Nähe von Neustadt/Aisch erläutert Sandra Baritsch, Geschäftsführerin des Naturparks Steigerwald. Doch schon ein Jahr später kamen weitere Untersuchungsgebiete dazu, und seitdem sind auch Siegfried Klafschinski und Manfred Staudinger bei dem Projekt mit von der Partie.

Unterstützung erhalten die derzeit insgesamt 17 ehrenamtlich tätigen Naturschützer nicht zuletzt durch die Naturpark-Rangerin Alexandra Kellner. Ihre Begeisterung für die Gelbbauchunke ist beim Ortstermin allenthalben spürbar. Es dauert nicht lange und eine Gelbbauchunke ist aus der braunen Brühe in ein mitgebrachtes Marmeladenglas befördert. „Seht ihr, wie sie euch mit ihren herzförmigen Pupillen anblinzelt“, macht Kellner mit einem kleinen Scherz auf eines der Erkennungsmerkmale der Gelbbauchunke aufmerksam. Und logischerweise ist hier im Glas die gelb-schwarze Musterung am Bauch der Unke bestens zu sehen, während die Oberseite der Unke mit ihrer dunklen Färbung kaum von der Umgebung in der Lache zu unterscheiden ist.

„Jedes Muster am Bauch der Gelbbauchunke sieht ein bisschen anders aus“, so Alexandra Kellner weiter. Es sei demnach vergleichbar einem Fingerabdruck beim Menschen und – logischerweise – das namensgebende Merkmal der Amphibienart. Der Lebensraum der Tiere erstreckt sich dabei über eine relativ große Fläche. „Die können schon mal ein paar Kilometer im Wald zurücklegen“, ergänzt Bad Windsheims Stadtförster Sven Finnberg. Auch die Lebenserwartung der Tiere ist überraschen hoch. 15 bis 20 Jahre kann eine Gelbbauchunke alt werden. Es sei denn, sie gelangt in die Fänge eines ihrer Fressfeinde, wie beispielsweise dem Waschbär, der sich als eingeschleppte Art auch in Mittelfranken immer mehr ausbreitet.
Doch das eigentliche Problem der Gelbbauchunke ist der stetige Rückgang von Laichgewässern. Dabei genügen der Amphibienart flache Wasserflächen, die im Laufe des Jahres auch austrocknen können. Waren es früher die Waldwege, deren tiefe Furchen sich mit Wasser fühlten, so sind viele dieser Wege heute befestigt, um den Holztransport zu erleichtern. Auch viele der früher offenen Gräben sind heute verschwunden. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels mit längeren Hitzewellen und Starkregenereignissen. Das Wasser fließt dabei zu schnell ab. Gumpen oder Pfützen, die auch der Regenrückhaltung dienen könnten, sind rar geworden.
Hier setzt das Projekt der beiden Naturparke an. „Wir wollen eine Vernetzung schaffen und kümmern uns um noch bestehende Wasserflächen und lassen auch neue entstehen“, so Alexandra Kellner. Schließlich handelt es sich bei der Gelbbauchunke um eine bedrohte Tierart, die auf der Roten Liste steht. Gleichzeitig hat Bayern für diese sogenannte „FFH-Anhangsart“ eine besondere Sorgfaltspflicht, da die Vorkommen auf bestimmte Flächen vornehmlich im Freistaat beschränkt sind. In diesem Zusammenhang erinnert Stadtförster Finnberg auch daran, dass Bayern bereits jetzt ein Problem mit der Qualität der FFH-Gebiete hat. Eigentlich ist der Freistaat dafür zuständig, dass nicht noch mehr Flächen von der Kategorie A (besonderer Schutzstatus) oder B (Beeinträchtigungen, die nicht erheblich sind) in die Kategorie C (überwiegend schlechter Erhaltungszustand) abrutschen.

Und da kommen wieder die Laichgewässer der Unken ins Spiel, die Gegensatz zu Fröschen oder Erdkröten mehrmals über das ganze Jahr hinweg ihren Laich ausbringen, sobald sie ein entsprechende (Mini-)Gewässerfläche entdeckt haben. Diese Flächen erfüllen nicht nur für die Unken ihren Zweck. Libellen und viele weitere Insekten sowie feuchtigkeitsliebende Pflanzen fühlen sich hier wohl und das langsam versickernde Wasser sorgt in Trockenzeiten auch dafür, dass die Feuchtigkeit über einen längeren Zeitraum im Wald verbleibt.
Hohes Lob hatten Sandra Baritsch und Alexandra Kellner in diesem Zusammenhang für Stadtförster Sven Finnberg parat, der immer ein Auge darauf habe, wo solche Flächen noch angelegt werden können oder nach dem Holzeinschlag auf natürliche Weise entstanden sind. Inzwischen gebe es auch immer mehr Waldbesitzer, die den Nutzen der Regenrückhaltung erkennen und so gleichzeitig dem Naturschutz einen Dienst erweisen. Und die ehrenamtlichen Helfer greifen durchaus selbst zur Schaufel, wenn ihnen an einer geeigneten Stelle eine Aufweitung der Wasserfläche oder eine zusätzliche, kleine Schürfe sinnvoll erscheint.
Umso erstaunlicher war es, dass das bayerische Umweltministerium im vergangenen Jahr eine Haushaltssperre verhängte, die vor allem Projekte hart traf, die mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten. Plötzlich fiel das Kilometergeld für die Anfahrt zu den überwachten Gebieten und die bisher bereitgestellte, sehr niedrige Aufwandsentschädigung weg. „Projekte, die über Jahre hinweg laufen, von einem Tag auf den anderen zu stoppen, erscheint wenig sinnvoll“, übt Alexandra Kellner vorsichtige Kritik. Sandra Baritsch nennt die Mittelkürzung „schmerzhaft“, vor allem weil die ehrenamtlich geleistete Arbeit, „nicht viel kostet, aber sehr viel bringt.“
Siegfried Klafschinski und Manfred Staudinger, die sich beide auch als Naturparkwächter engagieren, sind jedoch „mit so viel Herzblut bei der Sache dabei“, dass ein Ausstieg für sie nicht in Frage kam. „Produktiv“, seinen solche Einschnitte in den ehrenamtlichen Naturschutz oder die Landschaftspflege aber nicht. Die Zahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist bei dem Artenschutzprojekt für die Gelbbauchunke in diesem Jahr bereits von 21 auf 17 zurückgegangen.
Um das Projekt weiter auszubauen und die seit nun fast fünf Jahren andauernde Arbeit fortsetzen zu können, freuen sich die beiden Naturparks über weitere ehrenamtliche Helfer. Um für einen Einsatz zum Erhalt der Gelbbauchunke gerüstet zu sein, werden die Interessenten durch Fachkräfte geschult und können sich über eine WhatsApp-Gruppe mit den anderen Aktiven austauschen. Der Aufwand der Tätigkeit hält sich mit vier bis fünf Besuchen der relevanten Laichgewässer in Grenzen. Wer möchte, kann aber auch gerne häufiger an „seinen“ Schürfen, Pfützen und Tümpeln vorbeischauen. „Ich bin fast jede Woche draußen“, sagt etwa Siegfried Klafschinski. Schließlich gibt es neben der Gelbbauchunke noch viel anderes in Wald und Flur zu entdecken.
Info: Wer das Projekt ehrenamtlich unterstützen möchte, erhält weitere Infos beim Naturpark Steigerwald, Tel. 09161/92-1523, info@steigerwald-naturpark.de, www.steigerwald-naturpark.de oder beim Naturpark Frankenhöhe, Tel. 09803/9326202, info@naturpark-frankenhoehe.de, www.naturpark-frankenhoehe.de